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Naturräume im Erzgebirge

Rudolf Manuwald, Am Pöhlberg, 1940er Jahre. Aquarell mit einem Blick über Wiesen und Felder auf den Bärenstein, den Keilberg und den Fichtelberg im Hintergrund, im Vordergrund ein Wiesenhang mit Blumen und einem Felsbrocken, dahinter Büsche und Bäume
Rudolf Manuwald, Am Pöhlberg, 1940er Jahre, Aquarell

Sonderausstellung 11.11.2022 bis 01.05.2023 auf Schloss Schlettau

Der Naturraum Erzgebirge bietet mit seinen vielfältigen Landschaftsformen wie Bergwiesen, Mooren oder Heckenlandschaften, für Künstler reichhaltige Themen und Motive. Die Ausstellung zeigt zudem auch Werke, welche den Wald oder die Gärten und Dörfer im Blick haben. Weitere Exponate widmen sich Bäumen, so z.B. dem für die Region so typischen Vogelbeerbaum, oder auch speziellen Pflanzen, wie etwa dem Wollgras.

Präsentiert werden Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Fotografien aus dem eigenen Sammlungsbestand u.a. von Rudolf Manuwald, Carl-Heinz Westenburger, Hans Weiß-Aue, Gottfried Rothe, Hugo Türke, Christian Lang, Michael-Thomas Sachs, Karlheinz Fischer, Friedrich Näser, Albert Schreier, Jörn Michael, Stephanie Marx, Will Schestak, Horst Hoppe, Hans Heß, Priscilla Ann Siebert, Werner Franz u.a.

Für den Initiator und Mitbegründer der Sammlung Carl-Heinz Westenburger war die Natur des Erzgebirges zeit seines Lebens eine unerschöpfliche Quelle seines Schaffens. Er sprach gern von seiner "Werkstatt Natur" und engagierte sich über Jahrzehnte für den Natur- und Umweltschutz im Erzgebirge. Wie kaum ein anderer Maler und Grafiker hat er sich den Naturphänomenen im Erzgebirge auf unverwechselbare Art angenähert. Neben malerischen und grafischen Arbeiten Westenburgers geben bisher nur wenig öffentlich gezeigte Farbfotografien einen Einblick in seinen fotografischen "Skizzenblock".

Jedoch auch andere Künstler fanden bei ihren Streifzügen durch die Natur im Erzgebirge immer wieder lohnende Motive. Das Naturschutzgebiet Hermannsdorfer Wiesen hat Rudolf Manuwald schon in den 1950er Jahren zu einem großen, expressiven Gemälde angeregt. Auf kongeniale Weise setzt der Königswalder Karlheinz Fischer die grafisch markanten Heckenstrukturen in der Umgegbung seines Heimatortes in filigranen Scherenschnitten um. Ein zartes Aquarell von Hugo Türke und eine raffinierte Radierung des Chemnitzer Künstlers Christian Lang sind inspiriert vom Hormersdorfer Hochmoor im Greifensteingebiet.

Eine Reihe von Werken befasst sich auch mit dem Problem der Naturzerstörung und des Umweltschutzes im Erzgebirge. So verweist ein eindrucksvolles Gemälde der Dresdner Künstlerin Priscilla Ann Siebert mit dem ironischen Titel "O Arzgebrig, wie bist du schie" auf das Waldsterben Ende der 1980 Jahre. Eine Zeit, in der auch Carl-Heinz Westenburger mit harten Pinselzügen "Baumlanzen" auf das Papier gebracht hat. Angesichts der gegenwärtigen Situation, in welcher der Wald durch Trockenheit und Borkenkäferbefall wiederum stark gefährdet ist, kommt der Ausstellung somit eine besondere Aktualität zu.

Neuzugänge 2020

13. November 2020 bis 19. September 2021

Blick auf einen alten erzgebirgischen Bauernhof, am linken und rechten Bildrand große kahle Laubbäume, im Vordergrund eine graugrüne Wiese mit Wäscheleinen, auf denen weiße Wäsche hängt, rechts neben dem Bauernhaus weitere kleinere Häuser, dahinter Hügel
Ernst Hecker, Ohne Titel (Erzgebirgischer Bauernhof), undatiert, Öl auf Hartfaser

Seit Gründung der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst im Jahr 2003 hat sich der Bestand kontinuierlich erweitert und weiter entwickelt. Die landkreiseeigene Sammlung, die vom Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge verwaltet wird, verfügt mittlerweile über 2.500 Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Zeichnung, Fotografie und Holzgestaltung von mehr als 100 Künstlern unterschiedlicher Generationen. Auch in diesem Jahr sind überwiegend durch Schenkungen von Künstlern, deren Nachkommen oder Privatpersonen wieder zahlreiche Werke hinzugekommen, die nun wie in jedem Herbst in einer Sonderausstellung auf Schloss Schlettau präsentiert werden.

Die Ausstellung bietet ein breites Spektrum von klassisch-realistischen Auffassungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken und verdeutlicht erneut, dass die künsterische Auseinandersetzung mit der Erzgebirgsregion einerseits auf eine lange Tradition zurückblicken kann, andererseits auch heutige Künstlerinnen und Künstler hier immer wieder reiche Inspirationsquellen finden.

Namen wie Artur Ahnert, Alfred Hofmann-Stollberg und Georg Höhlig stehen für eine Künstlergeneration, die noch weitgehend vor dem Zweiten Weltkrieg gearbeitet haben. Ihre Werke sind deutlich an der Natur orientiert, weisen in unterschiedlichem Maße aber auch markante Spuren des Impressionismus auf. Hier wäre auch der etwas jüngere Auer Künstler Ernst Hecker einzuordnen. Dank einer äußerst großzügigen Schenkung durch die in Frankreich lebende Tochter kann sich die Sammlung über ein Landschaftsgemälde und ein Porträt des bekannten und spätimpressionistischen Malers freuen, welche mit Sicherheit zu den herausragendsten Neuzugängen des Jahres gehören.

Einen weiteren Höhepunkt stellt das große Wintergemälde von Rolf Schubert dar. Der in Gelenau geborene Künstler lebte jahrzehntelang in Berlin, blieb seiner Heimat aber stets verbunden. Die Sammlung verfügt bereits über einige Gemälde des Künstlers, u.a. auch bemerkenswerte Industrieansichten. Die erneute Schenkung durch die Witwe fügt diesem Bestand ein weiteres repräsentatives und für die frühe Zeit des Künstlers wichtiges Werk hinzu.

Mit Arbeiten von Michael Knauth, Peter Piek und Dirk Hanus gelangten ganz unterschiedliche Werke der Mitglieder der früheren Künstlergruppe "Querschlag" in die Sammlung. Sie bringen völlig neue Sichten auf das Erzgebirge einer jüngeren Generation in die Sammlung ein. Das gilt auch für den Annaberger Künstler Jörg Seifert, der mit einer Reihe von kleineren Ölgemälden die Sammlung bereichert. Hier finden sich formale Assoziationen an Felsen und Gebirgsmassive in einer freien und deutlich expressiv orientierten Malweise umgesetzt.

Fels- und Gesteinsformationen stehen auch im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses von Friedrich Höfer. Der aus dem Vogtland stammende Künstler lebt seit Jahrzehnten im Odenwald. In seinen auf wenige gestalterische Elemente reduzierten Holzschnitten nähert er sich auf ganz eigene Art und Weise den bekannten Basaltformationen auf dem Hirtstein oder am Scheibenberg.

Vier Aquarelle von Angelika Zwarg aus Zschopau bringen poesievolle und leise-melancholische Klangfarben in die Sammlung ein.

Die Ausstellung Neuzugänge 2020 vermittelt ein facettenreiches Bild älterer und aktueller künstlerischer Perspektiven auf das Erzgebirge und bietet mit Sicherheit viel Entdeckenswertes für das Publikum aus nah und fern.